1000 Jahre Kaktuxxe - Ein UnPop-Bericht ueber die einflussloseste Band der 90-er Jahre (in der einzigen Zeitung der Welt, die darueber berichten wuerde) von Dr. Erwin Lloechner

Die Kaktuxxe waren ein Phaenomen, das ausserhalb des Zentrums der Welt
- Hanau - eigentlich garnicht stattfand. Wer das zweifelhafte Unglueck hatte,
gegen Ende der Achziger Jahre in Hanau leben zu muessen und auch noch jung war, hatte nach dem schauderhaften Jahrzehnt alle Hoffnung, dass etwas anders werden koennte - und die Angst, er koenne es verpassen, weil er eben in Hanau lebte (und genaugenommen war es ja auch so, wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit im
nahen Frankfurt bereits die ersten, noch ziemlich nervtoetenden, sterilen Techno-tracks entstanden, die die kommenden 10 Jahren gehoerig aufmischen sollten...).

In Hanau aber (und gewiss nicht nur da) war unser aller Blick (und Ohr) auf Punk und Hardcore gerichtet, es war die Zeit wo die Kids, die in den 8o-ern nur Metal gehoert hatten, und die, die nur Indie gehoert hatten, und die, die gar keine bestimmte Musikschublade favorisiert hatten, ploetzlich voreinander standen und garnicht mehr wussten, welche Vorbehalte sie all die Jahre zuvor eigentlich voreinander hatten -
so langsam vermischten sich die Leute und die Einstellungen und die Musikstile.
Und das nicht nur in Hanau, sondern ueberall auf der Welt.

Nun ja.... Als ich die Kaktuxxe das erste Mal live sah, steckten sie aber noch mit beiden gruenen Ohren in ihrer Punkrockphase, hiessen noch "Kacktusse" und versuchten, voll asozial zu wirken, rempelten sich auf der Buehne beim Spielen an und der Saenger machte Scherze, die auf subtile Weise immer auf Kosten des Publikums oder des guten Geschmackes gingen. Oder natuerlich: beides.

Kurz, ich fand sie einfach ziemlich graesslich und aufgesetzt. Ich kannte eigentlich nur tvuzk und Raul persoenlich und konnte nicht verstehen, wieso die ausgerechnet in dieser Band, mit dieser Musik...
Spaeter erst begriff ich dann, dass die Band einfach alles, was sie ueber Punk
wirklich wussten - das Halbwissen, das jeder hat plus ein, zwei Sex Pistols (!) oder Exploited (!!) Platten - auf eine eher unverstaendliche Weise adaptiert hatten, um
es zu parodieren...

Denn zwischen ihren fuerchterlichen "wie-sind-unheimlich-rotzig"-Auftritten
spielten sie immer schon Sachen, die die ganze Attituede sofort wieder in Frage stellte, Schlager wie ihr ruehriges "Am Ende Bleiben Traenen", Volks- oder Kinder-lied-Improvisationen oder Ska, der eher nach fruehen Bob Marley-Klamotten als
nach Springerstiefel klang... Das passte so garnicht in das gemachte Bild ueber die Band, das man eigentlich bestaetigt haben wollte und das aergerte einen irgendwie noch viel mehr...

Nach ihrer ersten Single, die ob ihres brachialem Assi-Gebruells in groesseren Stueckzahlen von einem Deutschpunkmailorder aufgekauft wurde, (der wohl ueber die ebenfalls enthaltenen Jazzstuecke hinweggehoert hatte), fing die Band eigentlich erst wirklich an.

Durch allerhand guenstige Beziehungen zu Hanauer Wichtig-Leuten durfte die Band ab 1991 den rechten Eckturm des Schloss Phillipsruhe als Proberaum beziehen. Dort konnten sie naechtelang psychodelisch oder psychopathisch laermen, rumhaengen und Drogen nehmen, ohne dass es wen gestoert oder gar interessiert haette...Ich erinner mich besonders an das erste Mal, dass ich dort zu Besuch war. Die Multimedia-Phase ! Die Band spielte bereits weitaus rockiger und einfach schoener, waehrend Rautie im Nebenraum von der Musik angeheizt Bilder malte und Dias fuer seine Kaktuxxe-Diashow aus alten Super-8 Filmen zurechtschnitt...

Bis spaet in die Nacht wurde gerockt und experimentiert, Instrumente getauscht, gemalt, gesoffen, gelabert, gekifft und gelacht. Viele, viele Stunden lang. tvuzk hat die meisten davon auf Band mitgeschnitten.

Dort also im Schloss Phillipsruhe nahmen die Kaktuxxe endlich Formen an, weil sie wirklich tun konnten, was immer sie wollten. Erfreulicherweise hatten sie deshalb bald die Nase gestrichen voll von "schneller, lauter, haerter" und auf dem Demotape, das sie nach einem halben Jahr im Schloss aufnahmen, hatte die Band ihren eigenen Groove schon ziemlich gefunden. Ich mochte vor allem "Der Untertan", einem wirklich politischen Stueck ueber Polizeistaat und Machtpraesenz. Beinahe haette ich die Kaktuxxe als soetwas wie eine Politpunk-Band missverstanden, wenn auf genau diesem tape nicht auch das erwaehnte "Am Ende Bleiben Traenen" zu finden gewesen waere. So war ich mir nur nicht sicher...

Danach fing es fuer uns Aussenstehende bald an, unuebersichtlich zu werden, als die KIXe ihre Comic-Verlag GbR namens KIX Multimedia gruendeten und nun ploetzlich Jungunternehmer sein wollten. Dabei hatten sie davon noch viel weniger Ahnung als von Punk !

Und wie um das auszugleichen hatten sie auch noch einen Geldgeber im Ruecken, der an die Idee mit den Comics (und was man daraus machen koennen wuerde, siehe "Multimedia") glaubten.

Wir haben die vielen Comichefte zwar geliebt, aber nie verstanden.

Statt einer Kaktuxxe-LP, wie man haette erwarten duerfen, entstanden lieber ein groessenwahnsinniges Werk wie das "Insekt", der suendhaft teuer aufgemachte Comicreader, inkl. Single mit Zweit- und Neben-Bands wie Fishkicks , Holly Golightly, The Cruxx...

Anstatt ihre Energien zu buendeln, vergroesserten sie ihre Aktivitaeten beinahe taeglich und waren ausser Band, Verlag und Redaktion auch noch Label und Mailorder, Veranstaltungszentrale und Werbeagentur, Kunst und Kommerz...
Klar, dass sowas niemals gutgehen kann.

Die Kaktuxxe selber meldeten sich schliesslich mit der chicallagazelle-CD wieder,
fuer die sogar extra ins Studio nach Bayern fuhren. Das war wohl fuer sie ein echt schraeger Trip in eine andere Welt und den Aufnahmen fehlte dann auch eben der spontane Esprit, den sie daheim im Schloss immer so gut hinkriegten. Es wurde einfach nur eine Rockplatte mit einem guten Sound, die Stuecke selbst waren ein Mosaik aller denk- und undenkbaren Rockstile und das ganze nochmal auf eigentuemliche Kaktuxxe-Weise interpretiert, teilweise zerfahren und verschachtelt, dann wieder fast stupide gradeaus gespielt.

So richtig zufrieden war keiner, aber das ganze klang auch einfach zu fett, um es zu verwerfen. Hatte ja auch ziemlich Geld gekostet.
Dann aber war Dogmenwechsel in der Musikindustrie und Vinyl zu Tode erklaert worden. Aktuell, wie KIX Multimedia immer war (Ironie !), musste es nun eine Kaktuxxe-CD werden. Das brachte ueber ein Jahr Verzoegerung, Mehrkosten und Enttaeuschungen ueber ein befreundetes Label, das seine Versprechungen nicht erfuellen konnte.

Als die CD schliesslich als Gemeinschaftsprodukt mit dem Hanauer Label Lalabuh-Records erschien, enthielt sie den bekloppten und endlos langen Bonustrack
"Destroy Digitalism", der mich etwas troestete, dass es kein Vinyl wurde, obwohl
ich ja bis vor Kurzem immer noch keinen Player besass...

Als Basistrack fuer "Destroy Digitalism" diente eine Akustiksession mit Gitarren, Glockenspiel und Bontempiorgel, an deren Ende sich uebrigens bewiesenermassen mindestens ein Bandmitgleid uebergeben musste...

In dieses Stueck wurden etliche Aufnahmen hineingeschnitten, die alle dokumentarische Bedeutung hatten. Gespraeche im Schloss, ein Ansager, der sich nicht fuer die richtige Aussprache des Bandnamen entscheiden kannn
("...Kaktuxxe... Kacktusse..."), der Heulgesang der enttaeuschten (nicht mehr
ganz nuechternen) Band, die auf einem Festival trotz Einladung nicht mehr spielen durfte ("Schmerz ! Schmeeeerz !") und spaeter, an irgendeiner Stelle Rauties resuemierendes und ziemlich erschoepftes "...Was fuer ein Tag...".

Dazwischen hoert man Ausschnitte aus verschiedenen Improvisationssessions
aus dem Proberaum und nie weiterverarbeitete Skizzen von Kaktuxxestuecken.
Krank aber aufschlussreich, und interessant zu hoeren, jedenfalls, wenn man so
drauf ist. Zudem kommen vor diesem Track 193 Sekunden digitale Stille und es
gibt immer einen kleinen Schreck, wenn ploetzlich nochmal Musik ertoent ("Gespenstermusik" wie es Raul einmal treffend charakterisiert hat).

Diesem Track und der ganzen CD lag eine krude Theorie zugrunde: der Frequentismus. Das war eine Form der psychischen Trance, erzeugt durch das stundenlange, lautstarke Hoeren von Stoergeraeuschen aus defekten Lautsprechern oder Mittelwellen-Radiosendern. Diesem (trotzallem meditativen) Zeitvertreib gingen ein paar Kaktuxxe mit Vorliebe nach, dabei wurde gemalt oder gezeichnet oder nur ganz still und heimlich verrueckt geworden. Gedanken von Frequenzen, die die Psyche beeinbflussen koennen, machten die Runde - nicht unaehnlich den ersten ersten Schreckensmeldungen ueber Techno und seine verherende Auswirkung auf
die Konsumenten, die zu dieser Zeit in RTL etc. liefen (da war die Musik noch Schock genug und man musste nicht einmal Ecstasy erwaehnen...) .

So zeigt meines Erachtens nach der Bonustrack am besten, wo sich die Band wirklich befand, waehrend die restliche CD ein solcher Mischmasch der Stile war, dass man eigentlich nur raushoeren konnte, dass sie sich auf keinen davon festnageln lassen wollten.


Als chicallagazelle endlich erschienen war, hatten sich die Kaktuxxe schon ein Stueck weit von der Musik entfernt. Inzwischen traten sie schon viel oefters als Fishkicks und Holly Golightly auf, oder - anlaesslich des "Jahres der KUH" als "KIX-Family-Band", eine Woche unplugged im Schaufenster des Comicladens Comica in der Berliner Strasse in Frankfurt am Main. Das waren doch noch Ereignisse !
Wenn da nicht tvuzk und sein anfangs schon erwaehntes tapearchiv waeren, koennte man die Kaktuxxe Story hier als beendet ansehen (wie ich eigentlich selbst bisher auch tat...).


Aber es ging noch weiter...

Zum 10 Jaehrigen Bestehen der Kaktuxxe hat er nun eine zweiteilige Kaktuxxe-Anthologie auf CD zusammengestellt. Diese Kompaktscheiben enthalten - sauber getrennt - auf CD 1 das ganze wueste Punk-Zeug inklussive den ersten Singles & tapes (sowie ein paar leckere Outtakes von "chicallagazelle") und auf CD 2 viele unveroeffentlichte Songperlen aus den letzten Jahren ihres Bestehens, die beweisen, dass die Kaktuxxe einiges mehr zu bieten hatten oder gehabt haetten, wenn sie`s nur geschickter (oder einfach bewusster) angestellt haetten.

Auf die erste CD kann ich eigentlich getrost verzichten, zumal ich das meiste davon doch irgendwo im Orginal besitze, CD 2 ist aber wirklich aufschlussreich und interessant und meiner Meinung nach auch viel repraesentativer als jede andere Kaxx-Platte.

Zudem gibt´s auch noch 6 Livetracks vom "kaktuxxe cover festival", bei dem 1995 alle eingeladenen Bands Kaktuxxe-Stuecke covern mussten, bis die Kaktuxxe schliesslich zum Schluss fuer ein Reunionskonzert nocheinmal auf die Buehne stiegen - eine tolle Selbstbeweihraeucherungs-Show, die sie da zum Schluss nochmal praesentierten und ein gerne erinnertes Ereigniss vom Mittelpunkt der Welt - Hanau.

Dr. Erwin Lloechner, Oktober 1999.

Die Texte "Die Geschichte der Kaktuxxe, Teil 1 und Teil 2" stammen aus dem CD-Booklet der KAKTUXXE-Anthologie CDs 1 und 2 , sie wurden von tvuzk verfasst.

UnPOPular KIX-Masters Vol. 1: KAKTUXXE 1990-1992

Retro Yourself !
Die Geschichte der Kaktuxxe zu erzaehlen ist gar nicht so einfach, aus 2 Gruenden: Erstens war ich bei dieser Band dabei und zweitens will die Geschichte ueberhaupt niemand hoeren. Vielleicht noch nicht, vielleicht nicht mehr.
Fuer mich waren die Kaktuxxe (die sich uebrigens bis 1991 noch "Kacktusse" schrieben und bis heute so ausgesprochen werden," ...tusse", nicht "...tukse" ) der Anfang von allen unseren KIX-Aktivitaeten, die Initialzuendung zur Gruendung von Label und Verlag um kuenftig lieber alles selber zu machen. Und alles heisst noch immer alles, also auch die Retrospektive. Hoeren Sie also, was wir so gemacht haben, als wir noch jung, jung und jung waren :

FIGHT THE NAZI,BABY !

Die Geschichte beginnt 1990 mit der ersten Single-Schallplatte und einer Menge Energie. Die Zeichen stehen auf Hardcorepunk, auch wenn uns eigentlich bloss die Aesthetik und das "d.i.y." von Punk anspricht, als Musiker sind wir alles andere als Punker. Die Single-Tracks "Nazi Baby", "Kufte" und "Kill Yr. Wife" beweisen aber, dass man uns das nicht anhoeren konnte. Dann eher schon "Das Jazzige", das klingt (?) wie´s heisst. "Fight The Nazi Baby" erscheint auf BAD MOON, dem Label der Boxhamsters und man steckt uns sofort in die Stilschublade "derber Assipunk", aus der man uns so bald nicht mehr rauslaesst. "Am Ende Bleiben Traenen" blieb unveroeffentlicht, weil es mit seinem Schlagertext noch viel schlimmere Missverstaendnisse hervorgerufen haette, war aber lange Zeit ein Klassiker des Live-Repertoires.

KACKTUSSE IN THE COOCOOCLOCK

Im Fruehjahr 1991 nehmen wir das Demotape "Kacktusse" im Schloss Philipsruhe in Hanau auf .
Auch wenn das eigentlich nicht sein kann, haben wir in dem denkmalgeschuetzten Gebaeude zwei riesige Raeume als Proberaum und Atelier , kein Anwohner wird da gestoert und manchmal gehn die Sessions naechtelang. "Das Schloss" traegt massgeblich zur Entwicklung der Band bei. "Der Untertan", "Ants Are Dead", "Summertime" oder "Falsche Zungen" sind weitere Punkrockversuche aus der Zeit, "Sailor" liebaeugelt mit Ska und "Napalm Death In The ChooChoo Clock"" deutet bereits an, womit es bei den Kaktuxxen weiter gehen sollte: Mit Rock ! "Kiwikerne" ist natuerlich nur ein Scherz, gesungen von Schlagzeuger Flo.

KAXX MULTIMEDIA

Inzwischen haben wir auch unseren Comic und Kunstverlag KIX multimedia ins Leben gerufen und versuchen, die Dinge moeglichst geschickt anzupacken. "193" und "Waitin´" sind zusammen mit 2 weiteren Tracks als zweite Kaktuxxe Single (mit dem tollen Titel "Love" ) vorgesehen. Doch dann entscheiden wir uns lieber fuer das grossangelegte Comic-Musik-Projekt INSEKT. "Ants Are Dead" (Insekt Version) stammt von der Konzeptsingle, die diesem ersten KIX-Comicalbum beigelegt wird.

Die Tracks "Love Hate / Kufte" und "Fuckit ´92" sowie "Nazi Baby ´92" verstehen wir eher als Uebung, denn nun wollen wir statt einer Single gleich eine ganze LP aufzunehmen.
"In einem richtigen Studio, mit echt fettem Sound" wie wir uns sagen. Diese LP, die dann (leider) eine CD werden soll und unsere einzige bleiben wird, heisst "Chicallagazelle" (uebrigens nach einem Werbeslogan des Wiener Fachgeschaeft fuer Damendessous "Gazelle") und wird im Maerz 1992 im Phase 4 Studio in Aindling eingespielt.
Sie enthaelt groesstenteils ueberarbeitete Versionen der hier vorliegenden Demo-tracks und ist auch heute durchaus groesser als der Erfolg, den sie hatte.
Die Tracks "G.D.R" und "Gruen Gruen Krokodil" stammen aus dieser Session und sind bisher nicht veroeffentlicht (wie man das ja von Outtakes auch erwarten kann).

Statt Gesang gibt es auf der hier vertretenen Version des Titelstueckes "Chicalagazelle" endlich den ganzen Wahnsinn der Backgroundvocals zu hoeren. Ein musikalisch guter Uebergang zum zweiten Teil dieser CD-Edition, da koennen sie sich auf was gefasst machen ! Hoeren auch Sie, wie es weiter geht und ging.

Torsten Kauke, September 1999

UnPOPular KIX-Masters Vol. 2: KAKTUXXE 1992-1995

Die zweite Kaktuxxe-Phase beginnt im Herbst 1992, oder eigentlich bereits im November des Vorjahres. Da gewinnen wir bei einem Nachwuchsfestival ein Studiowochenende. Ein Termin, den wir einfach vergessen hatten, als sich das Studio im September hoechstpersoenlich bei uns meldet, ob wir nicht endlich mal vorbeikommen wollen...???
Diese Ausgangsposition gibt uns den Mut zum Experiment, denn mit nur eineinhalb fertigen Songs fahren wir in das nahegelegene Nibblehouse-Studio und entwickeln dort noch 3 weitere...

"Mme Butterfly" ist vielleicht der groesste Kaktuxxe-Hit, was sehr bezeichnend ist, denn er ist hier eigentlich zum ersten Mal "richtig" veroeffentlicht. "The Same" erscheint ein Jahr spaeter auf der Musikbeilage des OX-Fanzines (damals die letzte 7" vor den CD-Beilagen) und bringt uns prompt einen Dinosaur jr.-Vergleich ein. "Serious" erscheint - allerdings leider vollends fehl am Platze - auf einer Punk-Compilation-Single namens "So Gut Punkarock" mit Bands wie den "Wichtelmaennern" und den "Lost Lyrics". Und "Forever", das zarteste Kaktuxxe-Stueck seit es Balladen gibt, blieb bisher unveroeffentlicht, genauso wie der abstrakte "Mme. Butterfly Frequentistic Remix", der vorwegnimmt, was heute Rockbands alles anstellen, um nicht von gestern zu klingen (bei uns alles noch ohne Sampler & Electronics).

Alle Versuche, Hanauer Labels dazu zu bewegen, diese neuen Aufnahmen der Kaktuxxe als "Mme Butterfly E.P."
zu veroeffentlichen, schlagen aber leider fehl.
Dafuer zeigt sich "Lalabuh-Records", das Label der befreundeten Hanauer Band Add To Nothing bereit, endlich die immer noch unveroeffentlichte erste CD "chicallagazelle" vom Maerz 92 herauszubringen. "Napalm Death In The Choo Choo Clock" stammt vom Release-Party Konzert fuer diese CD, im Februar 1993, also fast ein Jahr spaeter.

Eine weitere Gelegenheit fuer kostenlose Aufnahmen ergibt sich kurz darauf in der SAE-Tontechniker-Schule, wo wir als Versuchskaninchenband zu Lernzwecken spielen. Die Ergebnisse sind aber nur leidlich und muessen heimlich auf DAT gezogen werden, weil die Bands ihre Stuecke eigentlich nicht weiterverwenden duerfen !
Die hier zu hoerende Version von "Yellow Green and Violet" entsteht dort, netter Song, aber mit den Gitarren hat´s der angehende Toningenieur etwas zu gut gemeint.

Zum "Jahr der Kuh", zu welchem KIX das Jahr 1993 erklaert hatte, ist eine Konzept-LP mit ausschliesslich KUH-Liedern im Gespraech, die Demos von "Loretta", "Moo Moo,It´s Just The Cow" und natuerlich "The Human Cow" sind die ersten, dann aber auch die einzigen Ideen zu diesem Werk geblieben.

Gegen Ende 1993 sind die Kaktuxxe ziemlich hinueber (und nennen sich bereits "Verschmacktusse"), es finden kaum noch Kaktuxxe-Sessions statt, Konzerte noch weniger. So hat es einiges Wuehlen und Suchen in meinem beinahe unendlich grossen Tapearchiv gekostet, bis ueberhaupt irgendwelche Kaktuxxe-Aufnahmen auftauchten, die im Winter ´93 oder gar ´94 entstanden.
Aber natuerlich wurde ich fuendig und wir hoeren hier Demoversionen von "All Day", "That´s For Sure (Horsie)", "Hungry Hungry" und "Motorbike".
Letzteres ist eine kl. Sensation, galt der Song doch als verloren und nur durch einen dieser beruehmten Zufaelle fand ich diese einzig existierende Aufnahme auf einem unbeschrifteten Tape, der Sound ist natuerlich miserabel, aber so muessen verschollene Schaetze nunmal klingen, sonst wuerde man sie ja gar nicht vorher vergessen !

Das Ende der Kaktuxxe kommt in Form einer Feuerschutzsicherheitsmassnahme daher: Anang 1994 muessen wir das Schloss Philipsruhe verlassen und einen "weltlichen" Proberaum beziehen. Dort verteilen sich die Musiker nun auf die KIX- Bands Holly Golightly und Thrillkids.

Ein grosses Finale der Kaktuxxe-Story findet aber im Juni 1995 statt: das KAKTUXXE-COVER-FESTIVAL, zu welchem eine Menge befreundeter Bands eingeladen werden, die neben ihrem eigenen Material auch einen Kaktuxxe-Song spielen muessen. - Was war das ein Spass, was hamwer gelacht !

Zum Schluss spielen die Kaktuxxe ihr bis heute letztes Konzert, das hiermit zum ersten Mal der fiebrig wartenden Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht wird. Na, vielen Dank dafuer !

Torsten Kauke, September 1999

Die folgenden biografischen Texte wurden 1999 im KIX fanzine
"der innere Schweinehund" erstmals veröffentlicht und sind ab jetzt hier im internetz frei verfügbar.

Kaktuxxe. Texte.

Dr. Erwin Lloechner, langjaehriger Mitarbeiter des Magazins "der innere Schweinehund" verfasste für dieses Magazin einen Kaktuxxe-Bericht, der im Oktober 1999 veroeffentlicht wurde:
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